Architekten
 

Hans Scharoun

Rauch

Gerlach

 

Stadtplaner – Bildhauer

Mit dem Platz, der im Laufe seiner Geschichte mehrfach nach den jeweiligen funktionalen und repräsentativen Bedürfnissen der Epochen überbaut bzw. neugestaltet wurde, verbinden sich die Namen bekannter Architekten, Stadtplaner und Bildhauer.

 

Diese Künstler prägten den Platz und sein Umfeld nach den ästhetischen und praktischen Bedürfnissen ihrer Zeit und verliehen ihm seine wechselnden Gesichter, auch indem sie ihre persönlichen gestalterischen und urbanistischen Visionen am Rondell umsetzten.

"Das Orakel von Berlin" möchte seine Planungen zur Umgestaltung des Mehringplatzes auch als eine Plattform verstanden wissen, die den historischen Schichtungen des Stadtraums und den Werken ihrer Protagonisten gebührenden Platz zur spannungsvollen Koexistenz bietet, um die Historie des Orts für die Besucher des Orakels erlebbar zu machen.

Im Folgenden erhalten Sie Einblick in die Biographien der wichtigsten Künstler, die in der Vergangenheit am Rondell/Belle-Alliance-Platz/Mehringplatz gewirkt haben.

 

Werner Düttmann

(06.03.1921 Berlin – 1983 Berlin)
Die Biographie Düttmanns ist aufs Engste mit Berlin verwoben. Geboren und aufgewachsen in der Stadt, verbrachte er die Jahre 1944 bis 1946 in britischer Kriegsgefangenschaft, lernte nach seiner Entlassung den Bildhauer Henry Moore kennen und studierte 1950 mit Stipendium an der Durham University. Zuvor hatte er 1948 seine Diplom-Prüfung an der Technischen Universität Berlin, bei Hans Scharoun abgelegt. Werner Düttmann fand seine erste Anstellung in Berlin beim Stadtplanungsamt Kreuzberg.

Hier beginnt er seine Karriere als Berliner Architekt der Nachkriegsmoderne, in deren Zuge er von 1960 bis 1966 das Amt des Senatsbaudirektors bekleidet. Von 1971 bis zu seinem Tode 1983 ist er Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Zu seinen bekanntesten Bauten zählen: die Akademie der Künste (1958-60), das Brücke-Museum in Berlin Dahlem (1964-67) und das Mehringplatzensemble (1966-75).
Düttmann übernahm 1968 die Arbeiten am ehemaligen Belle-Alliance-Platz von seinem Lehrer Hans Scharoun, sah sich dabei mit einer Kehrtwende in den Planungen am Platz konfrontiert. Der Mehringplatz sollte nun ein verdichteter Wohnplatz nach den Maßgaben des sozialen Wohnungsbaus werden. Finanzielle Knappheit erzwang eine starke Schematisierung der modularen Wohngebäude. Düttmann versuchte dennoch, zu einer neuen stadträumlichen Qualität zu kommen, indem er das Ensemble als räumlich-plastische Komposition auffasste, als weithin erkenn- und erlebbare Landmark.

 

 

Hans Scharoun

(20.09.1893 Bremen – 25.11.1972 Berlin)
Hans Scharoun studierte 1912 bis 1914 an der Technischen Hochschule Charlottenburg, Berlin Architektur und Bauwesen und war danach im 1. Weltkrieg Soldat. 1915-18 war er beim Militärbaukommando für den Wiederaufbau Ostpreußens beteiligt. Bis 1925 war er als selbständiger Architekt in Insterburg bei Königsberg tätig, bevor er bis 1932 eine Professur an der Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau inne hatte. 1926 war Scharoun Mitbegründer der avantgardistischen Vereinigung „Der Ring“, die dem „Neuen Bauen“ wichtige Impulse verleihen sollte.

Während des Dritten Reichs war er hauptsächlich mit dem Bau von Einfamilienhäusern beschä- ftigt. Nach Kriegsende wurde er für ein Jahr Baustadtrat und Leiter der Abteilung Bau- und Wohnungswesen des Magistrats von Groß-Berlin und lehrte anschließend bis 1958 an der Technischen Universität in West-Berlin. Gleichzeitig war Scharoun von 1947 bis 1950 Leiter des Instituts für Bauwesen an der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin.

Von 1955 bis 1968 wirkte er als erster gewählter Präsident der neu gegründeten Akademie der Künste in West-Berlin. Hans Scharoun war einer der originellsten deutschen Architekten der Zwischen- und Nachkriegszeit und einer der bedeutendsten Baumeister der organischen Architektur - wenn auch unter Fachleuten und Politikern umstritten.

Scharouns Architekturbegriff war losgelöst vom Rationalismus und von vorgefertigten Formschemata; er entwickelte das Bauobjekt jeweils aus einem, nur ihm eigenen, Funktionscharakter heraus. Dabei spielte die Gestaltung des sozialen Lebensraumes eine bestimmende Rolle. Daraus resultiert seine Formulierung der "bewohnbaren Stadtlandschaft". Dies ist (nach Scharoun) eine "anstelle von Straße und Straßenbild parkähnliche Grünlandschaft, in die sich die zum Block vereinten Wohnzellen hineinlagern, und die durch ein distanziertes Netz von Verkehrs- und Zubringerstraßen und Wohnwegen durchzogen ist."

Hans Scharouns Lebens- und Wirkungsmittelpunkt war immer Berlin. Hier hat er nach dem 2. Weltkrieg mehrfach an entscheidender Stelle mitgewirkt. So hat er u.a. die Wohnzelle Friedrichshain in Friedrichshain (1949), den Umbau der ehemaligen Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Mitte (1949), die Amerika Gedenkbibliothek in Kreuzberg (1951), die Philharmonie (1956, 1960 bis 1963), die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (1964, 1967 bis 1978) und den Kammermusiksaal (1971) in Tiergarten entworfen.
Die Realisierung des AOK-Hochhauses (1966-70) aus seinen Entwürfen zum Wiederaufbau des Mehringplatzes aus dem städtebaulichen Ideenwettbewerb von 1958 zählt zu den letzten Projekten vor Scharouns Tod 1972. Die Arbeiten am Mehringplatz führte sein Schüler und Mitarbeiter Werner Düttmann fort.

Christian Daniel Rauch

(1777-1834)
Die Statue der Viktoria für die Friedenssäule auf dem Belle-Alliance-Platz gehört zum Spätwerk des Bildhauers und Zeitgenossen Karl Friedrich Schinkels Cantian und Rauch. Beide kannten sich von den Arbeiten am Alten Museum, zu denen Rauch diverse Entwürfe für die zahlreichen Skulpturen innen und außen am Bau geliefert hatte. Die bronzene Viktoria vom Belle-Alliance-Platz ist als schreitende Frauengestalt mit wehendem Gewand der Friedrichstraße nach Norden gewandt. In der rechten Hand trägt sie mit ausgestrecktem Arm einen Lorbeerkranz, im linken Arm liegt ein Palmblatt. Die allegorische Figur personifiziert den ruhmreichen militärischen Sieg, der nach preußischer Staatsauffassung dem Frieden voraus zu gehen hatte. Über der Mitte des Rondells schwebend, umgeben von den Allegorien der Siegermächte über Napoleon, der Geschichtsschreibung und des Friedens bildete sie den Brennpunkt des ehemaligen Bildprogramms am Platz. Eine Replik der Friedenssäule steht im Park Babelsberg.

Philipp Gerlach

(24.07.1679 Spandau – 17.09.1748 Berlin)
Ab 1720 war der Schüler von J.B. Broebes „Oberdirector von hiesigen kgl. Residenzien“ in Berlin-Brandenburg, ab 1721 stand er der Baukommission vor. In seiner leitenden Stellung wirkte er an einer Vielzahl von Bauvorhaben mit, u.a. in Potsdam, Eberswalde, Küstrin, Prenzlau, Crossen und Köslin. Als Friedrich Wilhelm I. 1722 die Verlängerung von Friedrich-, Wilhelm- und Lindenstraße nach Süden, deren Bündelung im Rondell und den jährlichen Bau von 200 Häusern befahl, wurde Gerlach mit den Planungen dieser umfangreichen Stadterweiterung beauftragt. Als Architekt war er weniger erfolgreich: sein Neubau der Köllner St. Petri-Kirche stürzte während der Arbeiten mehrfach ein und wurde 1809 durch einen Blitzschlag vernichtet. Er erwies sich aber als der richtige Mann, um ein solch enormes Projekt wie die Friedrichstadterweiterung zu leiten und zu koordinieren.

Im Jahre 1732 gab König Friedrich Wilhelm I. seinem Hofbaumeister Philipp Gerlach den Auftrag, die Grenzen Berlins zu erweitern. Zu der Planung gehörten drei neue große Plätze, damals benannt nach ihren geometrischen Formen. Vor dem Brandenburger Tor befand sich im Westen das „Karré“, vor dem Potsdamer Platz das „Oktogon“ und im Süden vor dem Halleschen Tor das „Rondell“, der heutige Mehringplatz. Das Rondell wurde nach dem Vorbild des Piazza del Popolo als kreisförmiger Strahlenplatz angelegt. Es bildet den südlichen Knotenpunkt der späteren Friedrich-, Wilhelm- und Lindenstraße.


 

Geschichte
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