Belle Alliance

 

Seit 1815 trug das Rondell den stolzen Namen „Belle-Alliance-Platz" - zu Ehren des Sieges über Napoleon bei Belle-Alliance im heutigen Belgien, besser bekannt als die Schlacht bei Waterloo. Der Name änderte zunächst jedoch nichts an den katastrophalen hygienischen Zuständen am Platz, da die Abwässer der Stadt mangels Kanalisation offen in den Rinnsteinen flossen. Nach einer verheerenden Überschwemmung im Jahre 1829 wurde der Platz in zwei Phasen erhöht, zunächst 1834 mit einer schlichten Kiesdecke von ca. 1,25 m Dicke. Die zweite Erhöhung 1839 bedeutete für den runden Platz auch eine ästhetische Wende: er wurde als repräsentative Grünanlage gestaltet, die mit steigendem Wohlstand des erstarkenden Bürgertums immer mehr zum Flanieren genutzt wurde.

 

Der Bürgerliche Platz

Der Platz wandelte sich mit den Ansprüchen seiner Bewohner - einem wachsenden Heer von zu Geld gekommenen Direktoren, Bankiers, Maklern und Prokuristen.

Sukzessive wurden plastische Bildwerke ergänzt. Die Friedenssäule von Cantian und Rauch 1843, 1876 vier Allegorien der Siegermächte von Waterloo und drei Jahre später

,,Der Friede" und ,,Die Geschichts-schreibung". Ebenfalls 1879 wurden die neuen Torbauten (,,Magistratsklaviere") von Strack vollendet. 1853 war die Stadtgrenze aufgehoben worden, das Hallesche Tor zugunsten von Verkehr und Neubauten abgerissen.

Die Stadt begann über sich hinaus zu wachsen, verdrängte mit Mietwucher und Bauspekulation Armut an die Peripherie.

 

Im Zentrum blühten Finanz- und Wirtschaftsunternehmen in unmittelbarer Nähe zur Reichsregierung. Die Fassaden am Belle-Alliance-Platz wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein auf einheitlich vier Geschosse erhöht und strahlten in gründerzeitlicher Formenpracht: Säulen, Erker und Stuck schmückten den öffentlichen Raum.

Ab 1886 war der Markt vom Platz verbannt und schaffte Raum für die neuen Verkehrsmittel: Omnibusse und Straßenbahnen kreisten ums Rondell und am Halleschen Tor hielt ab 1902 die U-Bahn.

Der politische Platz

Am Belle Alliance Platz im Herzen Berlins, seit Reichsgründung 1871 das nationale Zentrum politischer Macht, treten exemplarisch die Spannungen und Katastrophen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in räumliche Nähe zueinander. Schon 1848 hatte es am Platz Barrikadenkämpfe im Zuge der Märzrevolution gegeben. Als 1918 die heimkehrenden Truppen von den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs durch das Hallesche Tor einzogen, schlossen sich viele der Soldaten der Revolution an. Im Januar 1919 tobte vor den Häusern in der Lindenstraße der Spartakusaufstand. In der Hausnummer 3 befanden sich die Reichsparteischule der SPD und die Druckerei des Parteiorgans Vorwärts, die Geheimzentrale des Spartakusbundes nur wenige Meter entfernt am Blücherplatz 2. Noch im Jahr der Machtergreifung der NSDAP besetze die SA 1933 die Lindenstraße 3 und die Zentrale des Metallarbeiterverbands in der Alten Jakobstraße. In der Friedrichstraße hingen Hakenkreuzfahnen und die
Hitlerjugend veranstaltete Propagandaumzüge auf Lastwagen durch die Friedrichstadt. Die Nationalsozialisten besetzten die Schaltzentralen der Macht und vom Widerstand kündeten nur noch vereinzelte Aktionen und Handzettel.

Geschichte
Die Zeittafel
Rondell
Belle Alliance
nach 1945
Mehringplatz
Architekten
Die Friedrichstraße
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