Einleitung:
Auch die wissenschaftliche Arbeit wurde durch das I Ging geprägt. Chaostheorie und Genetik wurden in neuen Zusammenhängen diskutiert. Die westliche Welt erlebte eine große kulturelle Bereicherung.
I Ging und der genetische Code
Warum sollte sich ein Mensch mit
Orakeln beschäftigen? Orakel bringen zufällige Ergebnisse...
Aber wie entsteht Zufall und reagieren scheinbar zufällige
Ereignisse auf ihre Umgebung? Die Quantenphysik und die Chaosforschung
geben auf diese Fragen Antworten.
Mit Hilfe der Quantenphysik konnte nachgewiesen werden, dass Experimente
auf die Erwartungen des Experimentierenden reagieren. Dies erklärt
sich dadurch, dass Materie nicht wie bisher angenommen aus separaten
Atomen besteht, sondern aus einem Netzwerk von subatomaren Teilchen,
die aufeinander reagieren. Deswegen sind Zufälle oft gar nicht
so zufällig wie sie scheinen.
Von Zufällen spricht man bei nicht kausal zusammenhängenden
Ereignissen, die dennoch durch einen Sinn miteinander verbunden
sind oder auf sinnlose Weise übereinstimmen. Zufälle werden
uns erst bewusst, wenn dieser Sinn vorhanden ist. Zufälle machen
das Leben interessant. Wir sind verblüfft, wie häufig
Zufälle vorkommen. Dies liegt zum einen daran, dass unser Gedächtnis
Zufälle besser aufnimmt als Ereignisse, die nicht übereinstimmten
und zum anderen daran, dass oft die Übereinstimmungen wahrscheinlicher
sind als man denkt. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit höher,
beim Bridge ein perfektes Blatt zu bekommen, wenn man als Berechnungsgrundlage
kein gut gemischtes Kartendeck nimmt, sondern ein beim Ablegen der
Karten sortiertes und schlecht gemischtes.
Es gibt viele Theorien, die erklären, warum Zufälle oft
gehäuft auftreten:
Das Gesetz der Serie
Paul Kammerer
beschrieb das Gesetz der Serie, auch Serialität genannt. Im
Alltag begegnet uns dieses Prinzip z.B. bei Sprichwörtern wie
"Geld kommt zu Geld". Diese Häufung von Zufällen
erklärt er dadurch, dass jeder Naturzustand ein Beharrungsstreben
hat, seine Eigenheiten zu bewahren und zu vermehren. Dies trifft
auch für die Geisteshaltung von Menschen zu: man neigt dazu,
neutrale Ereignisse so zu interpretieren, dass sie das eigene Weltbild
bestätigen.
Eine weitere Theorie, die zufällige
Ereignisse zwischen Menschen beschreibt, hat Wilhelm
von Scholz aufgestellt. Er spricht von Sympathiereaktionen
zwischen Menschen, die dafür sorgen, dass man ähnliche
Dinge zur gleichen Zeit tut, z.B. an einem bestimmten Tag Freunde
anzurufen, die man lange nicht gesehen hat. Das Unterbewusstsein
führt Menschen in die gleiche Richtung.
Synchronizität
Carl Gustav
Jung stellte die These auf, dass Materie und Geist über
den Sinn verbunden seien. Der von ihm in diesem Zusammenhang geprägte
Begriff ist "Synchronizität". Er meint, dass der
Mensch die Materie beeinflussen kann, indem er mit der Kraft des
Unbewussten Geschehnisse auslöst, die seine psychischen Spannungen
offenlegen und somit helfen, Herausforderungen zu bewältigen.
Dabei unterstellt C. G. Jung der gegenständlichen Welt ein
rudimentäres Bewusstsein. Diese Auffassung wird in der Quantenphysik
begründet.
Die Quantenphysik
Die Quantenphysik beschäftigt
sich mit den kleinsten Teilchen, mit den Quarks, von denen bislang
etwa 400 verschiedene entdeckt wurden. Sie bilden die Bestandteile
der Atome. Ihre wahre Natur ist noch nicht genau bekannt, aber einige
interessante Dinge hat man herausgefunden: So reagieren Experimente
auf die Erwartungen des Forschers. Das Licht z.B. ist je nachdem,
welches Forschungsergebnis der Wissenschaftler erwartet, entweder
Licht oder Welle und schließt dabei die jeweils andere Möglichkeit
aus. Die geistige Haltung des Experimentierenden formt das Ergebnis.
Begründet wird dies damit, dass die Quarks nicht Einzelteilchen
sind, sondern ein zusammenhängendes Netz bilden, in dem Reaktionen
weitergeleitet werden. Dieses Prinzip kann durchaus auch auf Orakel
zutreffen.
Die klassische und Newton'sche Physik
Die klassische und Newton'sche Physik
geht davon aus, dass jede Ursache eine Wirkung hervorruft. Kleine
Ursachen rufen kleine Wirkungen hervor und große Ursachen
große Wirkungen. Dieses Prinzip funktioniert in vielen Bereichen
nicht. Die Chaosforschung zeigt mit dem Schmetterlingseffekt, dass
kleine Ursachen große Wirkungen haben können.
Entdeckt wurde dieser Effekt bei einer
Wetterberechnung mit einem Computer. Der betreffende Wissenschaftler
führte eine Berechnung ein zweites Mal durch, wobei er bei
einem einzelnen Wert statt 6 nur 3 Nachkommastellen eingab. Diese
kleine Abweichung - vergleichbar in der Relation mit dem Flügelschlag
eines Schmetterlings - ließ das System an einem ganz anderen
Punkt enden. In chaotischen Systemen - was nahezu alle Systeme auf
der Welt betrifft - gilt der Grundsatz also nicht, dass nur große
Effekte große Wirkungen haben.
In der klassischen Physik kann es keine Wirkungen ohne Ursache geben.
Doch in der Quantenphysik sind Effekte zu beobachten, die scheinbar
keine Ursache haben. Bei dem Zerfall eines radioaktiven Atomkerns
z.B. lässt sich die Zeitspanne, die bis zum nächsten Zerfall
vergeht, nicht berechnen; sie ist zufällig. Zwar bewegt sich
diese Zeitspanne in einem bestimmten Rahmen, aber die genaue Zeit
ist nicht vorhersagbar. Kein bekanntes Naturgesetz kann diese Zeitspannen
bestimmen.
Deterministisches Chaos
Es ist nicht alles unbestimmbar und
zufällig und unberechenbar. Die große Zahl hilft uns.
Alle chaotischen Systeme sind sehr komplex und werden von unzähligen
Faktoren bestimmt. Dieses wiederum stabilisiert sie. Zwar können
kleine Abweichungen das System in eine ganz andere Richtung bewegen,
aber das System ist so vielen kleinen Störungen ausgesetzt,
dass eine einzelne wahrscheinlich untergeht und von anderen kleinen
Störungen neutralisiert wird. So kann man durchaus Halbwertszeiten
von radioaktiven Elementen berechnen. Zwar kann man die einzelnen
Ereignisse (den Zerfall eines einzelnen Atoms) nicht vorhersagen,
aber den Rahmen, in dem sich das gesamte System auf längere
Sicht bewegen wird. In diesem Fall spricht man von deterministischem
Chaos: chaotisch und nicht genau berechenbar, aber deterministisch,
also vorherbestimmt, weil die große Richtung klar ist. Das
Wetter macht uns da nur einen Strich durch die Rechnung, weil es
besonders viele beeinflussende Faktoren hat, die oft schwerlich
in der Genauigkeit und Häufigkeit gemessen werden können,
wie es für gute Vorhersagen nötig wäre. Und außerdem
sind da ja noch die Schmetterlinge ...
Wird ein System aus dem stabilen Gleichgewicht gebracht, dann wird
es sich meist auf einem anderen Niveau wieder in Muster organisieren.
Ähnlich sieht es bei Menschen in Krisensituationen aus; zum
Beispiel nach einem Todesfall oder in einer starken emotionalen
Stresssituation. Diese Muster müssen nicht nur im Kopf des
Menschen sein, sie können sich auch in der Umwelt manifestieren.
Das ist der Grund, warum emotional aufgewühlten Menschen mehr
Zufälle passieren als ausgeglichenen.
Es ist also nicht auszuschließen, dass Orakel wie das I Ging
auf den Fragenden reagieren. Die Ergebnisse des "Experiments"
Orakelbefragung kann auf komplizierte Weise eine Antwort liefern,
die "zufällig" passt. Dennoch sollte man das Orakel
in erster Linie als Anstoß verstehen, sein Problem auf eine
neue Art und Weise zu durchdenken und nicht als oberste Instanz
der Entscheidung. So gut das Orakel auch zutreffen mag, es nimmt
einem nicht das Denken oder Entscheiden ab. Aber es kann einem helfen,
seine Probleme in einem neuen Licht zu sehen und eine Lösung
zu finden.
Quelle: NGFG e.V. (Natur- und Grenzwissenschaftliche Forschungsgemeinschaft
e.V.), http://www.ngfg.com
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